24.11.2001

 

Drei waschechte Ungarn aus Schwabach

Allersberg (rm) Die Aula der Hauptschule ist seit Wochen ausverkauft, die Besucher drängen sich. Alle wollen dabei sein, wenn die Schnitzerneggl beim Kultur- und Verschönerungsverein den Kleinkunstabend bestreiten. Viele Erfolge hat der Verein mit seinen Veranstaltungen bereits gelandet, der Abend mit den Schnitzerneggl ist einer der größten Erfolge. Im ungarndeutschen Dialekt treten die drei Schnitzerneggl, drei waschechte Schwabacher, auf, deren Vorfahren aus dem ungarischen Dorf Nemetker, so viel wie `Deutsches Dorf`, stammen. Willy Büttl, Richard Luxenburger und Hans Werner Stenger haben sich aber den Dialekt aus Nemetker zu eigen gemacht, ihn von ihren Vorfahren übernommen. Zwar wurde Nemetker vor über 200 Jahren von Hessen, Franken, Schwaben, Saarländern und anderen deutschen Stämmen gegründet und hat wohl auch so seinen Namen erhalten, aber nach dem letzten Krieg wurden sie vertrieben und fanden in Deutschland wieder eine neue Heimat. Eltern und Großeltern gaben den Dialekt, die Nemetkerer Sproch, an Kinder und Enkel weiter und Ferry, Franz und Polly gebrauchen sie noch heute bei ihren Auftritten der Schnitzeneggl.1993 haben sie die Gruppe gegründet, wollten eigentlich nur eine Vorstellung für Verwandte und Freunde absolvieren. Aber als die Nemetkerer ihren Dialekt hörten, weinte fast der ganze Saal, erzählte Ferry. Das ging den Besuchern in der Hauptschulaula nicht recht anders. Die Sprüche der drei entlockten nicht nur lautes Gelächter und Schmunzeln, mancher hielt sich im wahrsten Sinn des Wortes den Bauch vor Lachen. Mit ihren mittlerweile fünf Programmen und einem zusätzlichen Weihnachtsprogramm versetzen sie die Veranstaltungsorte in wahre Tollhäuser.

 

 

Da ging "in der Hauptschulaula hinein in den Schlussverkauf, als sich bei Schnäppchenpreisen die dicke Resi mit zwei anderen "Damen" durch den Dessoustisch wühlen und dabei ihre flotten Sprüche klopfen, sich über Damenbart, Urlaub auf Mallorca und natürlich die Männer unterhalten. Da sitzen er und sie am Frühstückstisch, und der Herr der Schöpfung liest "Bild" und lästert dabei über ihren Morgenmantel. "Manche Weiwer können anziehen was sie wollen, de-ne steht gar nix." Doch sie verpasst ihm eine kräftige Retourkutsche: "Manche Männer können ausziehen was sie wollen, bei denen steht überhaupts nix". Oder "Drei alte Männer", ein Markenzeichen der "Schnitzerneggl". Schon als Kinder waren sie die besten Freunde, im Alterunterhalten sie sich über Gott und die Welt. Sie sind noch ganz benommen vom Fünfsternehotel, in dem sie gemeinsam waren. "Bloß schad, dass ned Samstag war, da hätt mer uns gleich baden können." Auch die Emanzipation der Frau kommt nicht ungeschoren davon: "Früher hat's noch kan Weltfrauertag gebem, weil früher hat der Weltfrauertag noch Frühjahrsputz g'hasa." Auch alte und dumme Sprüche sind dabei, als Pfarrer, Bischof und Kaplan am Abend des Firmsonntags noch in der Sauna beisammen sitzen und der Herr Bischof dem jungen Kaplan ob seiner nach zu reichlichem Genuss des Messweins etwas daneben gegangenen ersten Predigt noch einige Tipps gibt: Es muss heißen Kanaa und nicht Kanada, Lots Frau erstarrte zur Salzsäule und nicht zur Salzbreze, und zum Schluss heißt es immer Amen, nicht Prost." Ein kurzweiliger Abend mit den Schnitzerneggl, der für viele viel zu früh zu Ende war.