21.11.2001

Als der Weltfrauentag noch Frühjahrsputz hieß Ungarische Sprachform klingt dem Oberfränkischen ähnlich - Geschichten, die das Alltagsleben schreibt - Kirche bekam ihr Fett weg

Mächtig über die Herren der Schöpfung und über andere Frauenprobleme wie Damenbärte wurde am Dessoustisch gelästert.

ALLERSBERG - "Schnitzerneggl" heißt in der Nemetkerer "Sproch" so viel wie ein deftiges Arme-Leute-Essen. "Schnitzerneggl" nennen sich aber auch die drei Schwabacher Willy Büttl, Richard Luxenburger und Hans Werner Stenger, wenn sie als "Ferry", "Franz" und "Polly" auftreten und die Kleinkunstbühnen in der Region in Tollhäuser verwandeln. So geschehen in der Aula der Hauptschule Allersberg, wo sich der Kultur- und Verschönerungsverein Allersberg als Veranstalter über ein restlos ausverkauftes Haus freuen konnte. Nemetker heißt frei übersetzt "Deutsches Dorf", und so heißt auch das Dorf in Ungarn, rund 150 Kilometer südlich von Budapest, aus dem dieser Dialekt stammt. Hessen, Franken, Schwaben und Saarländer, um nur einige zu nennen, siedelten sich dort vor rund 220 Jahren an. Aus den verschiedensten Dialekten ent-stand ein Idiom, das dem Oberfränkischen recht ähnlich klingt. Auch die Vorfahren von "Ferry", "Franz" und "Polly" stammen aus Nemetker. Bei Kriegsende wurden sie vertrieben und siedelten sich in Schwabach an. Natürlich sind die drei Schnitzerneggl nicht mehr in Ungarn geboren, doch von Eltern und Großeltern lernten sie den noch den "nemetkerer Dialekt".

Gegründet wurde die Gruppe 1993. Damals sollte es nur eine Vorstellung für Freunde und Verwandte werden. "Als die Nemetkerer ihren Dialekt hörten, weinte fast der ganze Saal", erzählte "Ferry".
Inzwischen gibt es fünf Programme und ein Weihnachtsprogramm. In knapp einem Dutzend Sketchen kalauern sich die Schnitzerneggl durch ihr Programm, haben aber auch musikalisch Einiges zu bieten. Vorhang auf: Schlussverkauf! Schnäppchenpreise und die dicke Resi wühlt sich mit zwei anderen "Damen" durch den Dessoustisch. Frauengespräche über Damenbart, Urlaub auf Mallorca und Männer ("Des Gscheidste an meinem Mann sind seine Weißheitszähne! "). Er und sie am Frühstückstisch. Er liest "Bild" und lästert über ihren Uralt-Morgenmantel: "Manche Weiwer können anziehen, was sie wollen. Dene steht gar nix".Doch sie ist auch nicht auf den Mund gefallen: "Manche Männer können ausziehen, was sie wollen, bei denen steht überhauptnix. "Ein Markenzeichen der Schnitzerneggl sind "Drei alte Männer".

 


Sie waren schon als Kinder die besten Freunde und unterhalten sich im Alter über Gott und die Welt. Noch ganz benommen sind sie vom Fünf­Sterne-Hotel, in dem sie übernachtet haben: "Bloß schad, dass ned Samstag war, da hättmer uns gleich baden können!" Und auch über die Emanzipation der Frau macht man sich so seine eigenen Gedanken: "Früher hat's noch kan Weltfrauertag gegem, weil früher hat der Weltfrauertag noch Frühjahrsputz ghaser".
Auch die katholische Kirche kriegt gehörig ihr Fett weg. Als Pfarrer, Bischof und Kaplan sitzen die drei am Abend nach dem Firmsonntag in der Sauna. Nachdem die erste Predigt des Herrn Kaplan "daneben" ging, weil jener zu stark am Messwein gesüffelt und sich Mut angetrunken hat, wird er vom Herrn Bischof zurecht-gewiesen: "Es muss heißen Kanaa, nicht Kanada, Lots Frau erstarrte zur Salzsäule, nicht zur Salzbreze und am Schluss muss es Amen heißen, nicht Prost!"
Die Schnitzerneggl in Allersberg: Alltags-komik im ungarndeutschen (Nemetkerer) Dialekt, eine Verket­tung dummer Sprüche. Bitterlich stark gut. Aber auch stark schod, dass es nach zwei Stunden vorbei war.