Lachen nonstop "Schnitzerneggl" mit neuen Programm
SCHWABACH (ukb) – «Stark schee» sagen die ungarndeutschen Nemetkerer, wenn ihnen etwas gefallen hat. Und wenn etwas so superstark gewesen ist wie das neue Programm der «Schnitzerneggl», dann würden sie vielleicht noch die Steigerungsform «kriminalistisch stark schee» wählen. Nicht anders waren auch der langanhaltende Beifall und der Ruf nach Zugaben der Besucher in der vollbesetzten Galerie «Gaswerk» für die drei wandlungsfähigen Komödianten Willy Büttl, Hans-Werner Stenger und Richard Luxenburger, besser bekannt als «Schnitzerneggl», zu interpretieren. Schließlich sorgten diese mit ihrem neuen Programm «O joi» in den 100 Minuten für herzhaftes, befreiendes, unbekümmertes Lachen am laufenden Band. Originell und gelungen war schon der Start vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung inszeniert: Willy Büttl im fränkischen Trachtenjanker und Richard Luxenburger als Ehefrau im feschen roten zweiteiligen Kleid nahmen als Besucher der «Schnitzerneggl» auf der Bühne Platz. Im besten Fränkisch kommentierten sie nun die Situation, in die sie nur durch zwei geschenkte Eintrittskarten gekommen waren. Und wie umschreibt ein Franke seine dabei aufkommende Gefühlsskala zwischen Freude und Skepsis: Kurz mit «Allmächt na!». Der Nemetkerer zieht hier ihm fast gleich mit dem knappen melodiösen «O joi, joi» Damit war nicht nur die Verbindung zwischen diesen beiden «Volksstämmen» hergestellt, sondern auch gleich das Motto des Abends eingebracht. Gekonnt präsentierten die «Schnitzerneggl» nicht nur die beiden «Sprachen» in einer beeindruckenden nuancierten Vielschichtigkeit an Ausdruckskraft, sondern hoben dazu auch noch die kaum unterschiedliche Mentalität im Denken und Fühlen auf amüsante Weise hervor. So wurde verständlich, dass ein Franke am liebsten bei dem bleibt, was er kennt. Er sucht keine kulinarischen Exkurse. Gerne verzichtet er auf «chinesische sauere Zipfel» oder «türkische Knieküchle». Der ungarndeutsche Nemetkerer spreche und denke dagegen in einem bäuerlich-ländlichen Dialekt, klärte Willy Büttl mit einem liebevollen Augenzwinkern auf. Er rede unverändert, seitdem er sich 1946 in Franken, in Schwabach, niedergelassen habe: «Man sagt, was man tut ohne Umschweife, dafür aber in einer langsameren Sprache.» Und genau das nahmen die «Schnitzerneggl» in all ihren perfekt ausgespielten Witzen auf sowie in ihren eingängigen Liedern, mit denen die Zuhörer geschickt ins Abendprogramm einbezogen wurden. Vor allem aber in ihren ideenreichen Sketchen spiegelten sie Alltagskomik auf geniale Weise. Als Realsatire pur erwies sich die Vision einer neueingeführten, vollautomatisierten Rentenstelle samt rotem Startknopf für Antworten, die monoton wiederholenden Anweisungen durch eine freundlich-emotionslose Stimme aus dem Hintergrund und – wie nicht anders zu erwarten – mit einem völlig überforderten Seniorenpaar aus Nemetker. Eigentlich wollte hier der Ehemann nur seine Rente beantragen. Doch Willy Büttl als unbedarfter und letztlich völlig entnervter Ehemann musste erfahren, dass er trotz der Hilfe seines geduldigen, gewieften Eheweibs (köstlich gespielt von Hans-Werner Stenger) als «fünfjähriger türkischer Doktor namens Jesus Maria mit dem Vornamen «kleiner Schisser» noch keinen Anspruch auf eine Rente besitzt. Gerade der hintersinnige Humor, verpackt in ausdrucksvollem Mimenspiel, Liebe zur Verkleidung und Spaß, über sich selbst zu lachen, erklärt wohl das Geheimnis dieses Erfolgstrios, das sich seit 15 Jahren stets dem Anspruch an Perfektionierung unterstellt. Dennoch durfte bei all dem Neuen nicht der Auftritt der allseits beliebten drei alten Männer Ferry, Poldi und Franz fehlen, die mit Stock, schwarzen Hüten und Hosen sowie weißen Hemden stoisch von ihrer Bank aus die Umgebung unter die berühmte «Nemetker-Lupe» nahmen, wobei nicht nur hier Richard Luxenburger mit seiner ausdrucksstarken Mimik und seinem wunderbaren pantomimischen Spiel vorbehaltlos begeisterte. Dass die «Schnitzerneggl» mit vollem Herzen bei der Sache waren, zeigte sich nicht zuletzt in der aufwändig vorbereiteten Zugabe, in der sich die Bühne in ein Wetterhäuschen aus Nemetker mit strahlender, blonder Schönheit (Richard Luxenburger) und grimmig schauendem Regenmann (Hans-Werner Stenger) sowie sprechendem Startknopf (Willy Büttl) verwandelte. Alles in allem eben: Starkgenialkriminalistischfulminantspaßigbitterlichstarkschee, echt wahr!