Älteste Boygroup spricht Nemetkerer Dialekt

Älteste Boygroup spricht Nemetker-Dialekt Allersberg (HK)

Alltag, zum Brüllen komisch: Die Schnitzerneggl boten mit ihrem Gastspiel ein Highlight auf der Kleinkunstbühne der Hauptschule. Der Kultur- und Verschönerungsverein (KVV) hatte einen wahren Glücksgriff getan.

Mit Alltagskomik im Nemetker-Dialekt spielen sich die Schnitzerneggl in die Herzen der Zuschauer in der Aula der Volksschule – auch wenn die Komiker schon etwas älter und ruhiger geworden sind. -

 Was die drei Schnitzerneggl bieten, ist an Komik und Witz kaum zu überbieten, wenngleich es teilweise gespielte Witze sind, die man verschiedentlich vielleicht schon einmal gehört hat. Wie sie die Schnitzerneggl servieren, das lässt kein Auge trocken. Mit ihren Alltagsgeschichtchen, in denen sie im Ungarndeutschen Nemetker-Dialekt Pointe an Pointe setzen, sorgen sie beim Publikum in der Schule für Schenkelklopfen. Willy Büttl, Hans Werner Stenger und Richard Luxenberger, wie die drei Schnitzerneggl mit bürgerlichen Namen heißen, hatten schon eine Woche zuvor für ein ausverkauftes Haus gesorgt. Der KVV hätte noch so manche Karte losbekommen, wären mehr Plätze zur Verfügung gestanden. Das Publikum wird alles andere als enttäuscht: Plötzlich stehen Mechthild und Gerch auf der Bühne, weil sie keinen Platz mehr gefunden haben. Ihre Eintrittskarten haben sie geschenkt bekommen, wie sie erzählen – doch dann ist der Saal voll belegt. Als sie vorübergehend einen Platz auf der Bühne erhalten und alle Besucher auf die zu spät Gekommenen schauen, wurmt sie dies so sehr, dass sie schnellstens in ihre zwei Rollen auf der Bühne schlüpfen – und schon sind die drei Schnitzerneggl komplett. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Eben waren die zwei noch mit breitem fränkischen Dialekt zu hören, schon fallen sie in den Nemetker-Dialekt. Die erste vollautomatische Rentenstelle Deutschlands geben sie zum Besten, in der das ältere Ehepaar versucht, den Rentenantrag zu stellen. Die freundliche Automatenstimme bringt die beiden zum Verzweifeln – und am Ende wird dem fünfjährigen türkischen Doktor die Rente verweigert. Turbulent auch das Klassentreffen 50 Jahre nach dem Schulabschluss: Zwei der alten Kameraden prahlen mit ihren tüchtigen Söhnen, nur der dritte hat da etwas Ladehemmung. Sein Sohn ist "vom anderen Ufer". Doch dann werden auch die beiden anderen blass, als sie erfahren, wer die Freunde des Homosexuellen sind. Seit 15 Jahren treten die Schnitzerneggl auf, haben früher ihr Wahrzeichen gespielt, wie sie sagen: drei alte Männer mit schwarzem Leibl, schwarzem Hut und schwarzem Stecken. Eben die älteste Boygroup. "Heute setzen wir uns nur noch hie." Das stimmt zwar, aber das Spielen gehört nach wie vor dazu. Denn in ihrer Komik sind sie unübertroffen, auch wenn das einzige an Sex bei ihnen nur noch auf dem Wecker eingestellt wird. Die Sketche der Schnitzerneggl sind mitten aus dem Leben gegriffen, könnten oft durchaus wahr sein. Aber die Szenen sind überzeichnet. Deutlich. So, dass die Lachmuskeln wahre Schwerstarbeit zu verrichten haben, den ganzen Abend lang. Wenn etwa sich ein junger Mann, sichtlich verschüchtert, in Begleitung der Mutter um den Posten eines leitenden Angestellten zum Vorstellungsgespräch einfindet. Die künftige Führungspersönlichkeit hat kaum etwas zu sagen, das erledigt schon die Mami. In dieser Persiflage über Muttersöhnchen informiert sogar der Firmeninhaber die Mutter über das Ergebnis. Am Ende des Programms fordert das Allersberger Publikum Zugaben. "Bloocht eich net", sagt da der Poldi, "bei dem Sauwedder wolln mir doch a nu net naus." Dann gibt es eine Kostprobe aus dem Weihnachtsprogramm. Das beleuchtet die Zustände im Krankenhaus: Kassenpatienten bekommen dort Rundum-Versorgung, immer mit der gleichen Bürste. Egal, ob nun die Hämorrhoiden oder Mandeln gepinselt werden. Dann ist wirklich Schluss. Vorerst: "Wir werden gerne einmal wiederkommen", sagen die Schnitzerneggl zum Abschluss. Auch dafür ernten sie stürmischen Applaus.

Von Reinhold Mücke